Das "Tor zur Welt" ist jetzt noch größer
Mit einem Festakt feierte Andernach im Mai den Ausbau seines Hafens. Er ist einer der größten deutschen        
Binnenhäfen, nach Ludwigshafen der zweitgrößte in Rheinland-Pfalz. Seit Jahren schwimmt er auf einer Erfolgs-
welle, verzeichnet jährlich Zuwächse bei den Umschlags- und Erlöszahlen, vor allem im Container-Bereich. Die
Wirtschaft der Region versendet einen großen Teil ihrer Güter über den Hafen, für sie ist er das Tor zur Welt.
Der Güterverkehr nimmt immer mehr zu; Straßen und Schienen sind überlastet, die Wasserstraßen dagegen    
noch nicht. "Hier liegt die Zukunft!", betonte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister bei der Einweihungsfeier.
Der neue, trimodale Hafen verknüpft die Transportwege Wasser, Straße und Schiene miteinander. Von der Er-
weiterung profitiert vor allem Rasselstein, der wichtigste Arbeitgeber der Stadt und weltweit größte Produzent
von Verpackungsstahl. Dieser wird als Alternative zu Plastikverpackungen immer wichtiger.

Klotzen, um weiter oben mitzuspielen

Der Ausbau des Hafenbeckens für 18 Millionen Euro bedeutet die größte Investition in der Geschichte der Stadt-
werke. Die Erweiterung erfolgte in drei Phasen: Zuerst wurde eine 100 Meter lange Ecke mit Erdreich, die noch
den hinteren rechten Teil des Hafenbassins ausfüllte, entfernt. Dann wurde die Einfahrt des Hafens vergrößert.
Schließlich wurde das Container-Terminal entlang des erweiterten Hafenbeckens erneuert (Sanierung der Kran-
bahn, neue Entwässerungsrinne, neue Schienen, neuer Asphalt). Wo Rasselstein früher seine Stahlwarmbänder
lagerte, wurden eine Kranbrücke und ein neues Dienstgebäude errichtet. In den Neubau zogen die Stadtwerke,
der Betreiber des Container-Terminals und die Wasserschutzpolizei ein.
Nicht nur in Bayern be-liebt: das Fingerhakeln                                       
Eigentlich sollten die Arbeiten schon viel früher beginnen. Doch gegen die Genehmigung des Hafenausbaus hatte ein
Bewohner aus dem auf der anderen Rheinseite gelegenen Neuwied geklagt. Er befürchtete vor allem nachts
mehr Lärm durch die steigende Verladetätigkeit. Daraufhin beantragte Andernach den Sofortvollzug der Genehmigung.
Auch dagegen klagte der Neuwieder, so dass mit dem Bau nicht begonnen werden konnte. Im Januar 2009 gab das
Verwaltungsgericht Koblenz grünes Licht für den  Bau. Es konnte nicht erkennen, dass sich die "Lärmsituation" für den
Kläger verschlechtern würde. Der Neuwieder zog nun vor das Oberverwaltungsgericht. Auch dieses wies seinen Wider-
spruch im Eilverfahren ab. Die Richter räumten dem wirtschaftlichen Interesse von Stadt und Region Vorrang vor den
Belangen des Klägers ein. Damit war der sofortige Baubeginn genehmigt, auch wenn das Hauptverfahren vor dem Verwal-
tungsgericht noch andauerte. Doch dieses wies im Oktober 2009 die Klage mit der Begründung ab, dass der vom aus-
gebauten Hafen ausgehende Lärm keine unzumutbare Belastung sei. Die Grenzwerte würden eingehalten. Im Frühjahr 
2010 schließlich lehnte das OVG die Annahme der Berufung des Klägers ab.
Am Hafen hängen Tausende von Arbeitsplätzen

Beim ersten Spatenstich war dem Oberbürgermeister und dem Direktor der Stadtwerke die Erleichterung über  
die Gerichtsurteile ins Gesicht geschrieben. Laut dem Stadtchef lösen die Stadtwerke mit dem Ausbau des
Container-Terminals beträchtliche Investitionen der heimischen Wirtschaft aus. 2500 Arbeitsplätze in der Region
hingen direkt mit dem Hafen zusammen. Der Leiter der Stadtwerke wies auf die Bedeutung der Logistikbranche
hin: "Der Export hat gerade in Deutschland einen hohen Stellenwert. Deshalb ist der Ausbau des Hafens die
richtige Entscheidung." Jetzt könne die heimische Wirtschaft ihre Produkte noch besser transportieren. Zu den
Vorwürfen aus Neuwied stellte er klar: "Wir erzeugen keinen zusätzlichen Lärm." Schließlich werde auch im
vergrößerten Hafen nur tagsüber, von 6 bis 21 Uhr, gearbeitet. Das Verladen von Containern sei zudem weniger
laut als das Verladen von Steinen, deren Umschlag rückläufig sei.

Andernach, nun freue dich! Du stehst nicht nur im Alphabet ganz oben. (Hoffentlich liest das kein Neuwieder,
sonst bereut der Autor vielleicht noch seine Kontakseite...)
Der Sage nach bewahrten sie Andernach...

...vor dem Angriff der erbosten Nachbarn aus Linz, indem sie in der Frühe - die Andernacher schliefen noch -
Bienenkörbe von der Stadtmauer warfen und die Linzer vertrieben: die unglaublichen Bäckerjungen Fränzchen  
und Döres. Durch diese Tat mauserten sie sich quasi zur irdischen Konkurrenz für den himmlischen Schutzpatron
von Andernach, den Erzengel Michael. Könnte die Stadt sie nicht als Nachtwächter für den neuen Hafen - zum
Schutz vor rechtsrheinischen Aktivisten - reaktivieren? Sie mit Killerbienen, E-Bikes und vernünftigem Schuhwerk
ausstatten? Das müssten Sie doch gebacken kriegen, Herr Oberbürgermeister! Unabhängig davon gilt: Eine Stadt,
die eine Sage hat, ist einfach sagenhaft. Und Germanistik-Professoren können doch zu etwas nutze sein... 
Vorfahrt für...
"Wenn hier einer motzen darf,
dann ich, verehrte Nachbarn!
Übrigens: Der Schiller hat recht -
wohnt der in Andernach?"  
Andernachs Meister-Motzer
© 2009-2024 Wolfgang Broemser
"Wir sind die Sonnenkönige   und ihr die Schattengewächse. Ihr tappt doch schon nach-mittags im Dunkeln!"
Offenbar ein Mensch von der rechtsrheinischen Seite

"Und ihr habt jede Menge Güterzüge und vertickt billigen Fusel als Wein."
Offenbar ein Mensch von der linksrheinischen Seite

"Gibt's bei euch auch Läden, die nicht leer stehen?"
Offenbar ein Mensch von der rechtsrheinischen Seite

"Ihr braucht für eure neue Rheinpromenade länger als Berlin für seinen Flughafen."
Offenbar ein Mensch von der linksrheinischen Seite

"Mittelmaß zu sein fällt euch leichter als Mittelzentrum zu sein."
Offenbar ein Mensch von der rechtsrheinischen Seite

"Wieso war Gott mit seiner Schöpfung zufrieden, obwohl aus Adam und Eva Neuwieder hervorgingen?"
Offenbar ein Mensch von der linksrheinischen Seite

"Was seid ihr so blass? Guckt mal, wie braun wir sind!"
Offenbar ein Mensch von der rechtsrheinischen Seite

"Hoffentlich krepiert ihr alle  an Hautkrebs!"
Jetzt reicht's, Leute!
Was lernen wir daraus? "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt"
(Friedrich Schiller). Oder: Ich verteidige mein Territorium, also bin ich. Und mein Territorium ist mein Häuschen
mit gaanz viel Sicherheitsabstand drumherum!
 
"Junge, komm bald wieder..."
Oder: In einem Binnenhafen
von einem Seehafen (bzw.
Freddy Quinn) träumen