Unterm Pflaster liegt der Römerstrand
"Malzbier macht stark, nicht müde!" Nach dieser Werbung kündigten
erste Brauereien den Kontrakt mit Weissheimer...
Gleich nach dem Abriss der Malzfabrik machten sich Archäologen des Landes Rheinland-Pfalz über das Gelände
her und gruben Bemerkenswertes aus: vorzüglich erhaltene Siedlungsreste des römischen Andernach. Bald nach
Caesars Rheinübergang 55 v. Chr. wurden die linksrheinischen Lande ein Teil des Imperium Romanum und blie- 
ben es bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts. Andernach war in dieser Zeit ein bedeutender Handelsplatz und 
zeitweise ein Kastell, in dem römische Truppen die Rheingrenze sicherten.

Die Archäologen konnten auf einer Länge von sechzig Metern eine zwei Meter mächtige Kastellmauer vom Beginn
des 4. Jahrhunderts n. Chr. freilegen. Sie lag unmittelbar vor dem antiken Hafenbecken. Funde aus diesem Becken
belegen, dass ein Rheinarm schon seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. als Hafen und Schiffslände genutzt wurde.
Töpferofen und Badetherme

Außerdem entdeckten die Forscher gut erhaltene Teile zweier Gebäude des 1. bis 2. Jahrhunderts n. Chr. Sie lagen
beiderseits eines Weges und gehörten zu einer dichten Bebauung im Uferbereich vor dem Hafen. Zu erkennen  
sind noch die Eingänge der Häuser mit Bodenplatten, Trittstufen und Türangelsteinen der ehemaligen Torflügel. 
Ein Töpferofen in einem Haus deutet auf einen Handwerksbetrieb hin. Die Reste einer später entstandenen großen
Badeanlage ziehen sich über eine Länge von 35 Metern hin. Sie umfasste mindestens fünf Räume, die mit Wannen
und teilweise Fußbodenheizung ausgestattet waren. Im 4. Jahrhundert, so die Erkenntnisse der Archäologen, wurde
das Bad weitgehend niedergelegt und ein großer Speicher für Getreide errichtet. Von ihm künden noch elf massive
rechteckige Pfeilerfundamente.
Wichtiger Handels- und Flottenstützpunkt

"Die neu gewonnenen Erkenntnisse", so die Bilanz der Landesarchäologen, "lassen auf eine große Bedeutung der
Stadt Andernach in römischer Zeit nicht nur als Verladeort für Tuff-  und Basaltsteine schließen, sondern auch als
Flottenstützpunkt, der bei der Versorgung  der Limestruppen und wahrscheinlich auch der Rheinflotte erhebliche
Bedeutung besaß."

Für den Grabungsleiter liegt unter Andernachs Pflaster womöglich noch mehr verborgen: "Wenn wir die Möglich-  
keit haben, später noch tiefer zu graben, stoßen wir vielleicht sogar auf keltische Funde."

Nach dem Ende der Arbeiten sollen die bedeutendsten Funde überbaut und für die Öffentlichkeit zugänglich       
gemacht werden. Das Stadtmuseum präsentiert schon jetzt kleinere Grabungsfunde wie Keramikgefäße, Kämme,
Nadeln, einen Goldring sowie Zierbleche römischer Militärgürtel. Die Archäologen fanden über 1000 römische
Münzen. Damit lässt Andernach den Koblenzer Münzplatz - 500 römische Münzen - locker hinter sich, ist aber          
nicht zu vergleichen mit Trier, wo 1993 gar ein Schatz von 2650 Aurei entdeckt wurde.
"Hey, Leute, wenn ich was Keltisches finde, werf´ ich einen extragroßen Hügel auf!"
Ein Berliner Künstler* hat die Fassade der Berliner Humboldt-Universität mit Legosteinen saniert.
Weil die Römer Farbe liebten -man denke an die Fresken von Pompeji -,wäre eine Ausbesserung
der Andernacher Kastellmauer mit demselben Werkstein denkbar und durchaus kein Stilbruch.
Darauf leg(-o) ich mich mal fest. Einziger Nachteil: Die Steinchen sind nicht feuerfest. Aber                    
muss sich die Stadt deshalb mit Händen und Füßen gegen diesen Vorschlag eines von antiker
Architektur begeisterten Bürgers wehren? Es muss nicht immer Natur- oder Backstein sein,
Plastik ist viel billiger und so schön bunt. Mehr Disruption wagen, den Konsens vertagen, liebe
Bäckerjungs und -mädels! (Dat bisschen Feuer oder: Warum haben wir eine Freiwillige Feuerwehr?)
*) Der junge Jan Vormann machte international auf sich aufmerksam, indem er alte, vom Verfall bedrohte Bau-
werke mit Legosteinen ausbesserte. In Berlin "kittete" er mit den Steinen Einschusslöcher aus dem Zweiten
Weltkrieg. Herr Wowereit, der Regierende, ernannte ihn daraufhin zum Ehrenbürger der Hauptstadt. Und das     
ist auch gut so (oder, berlinerischer formuliert, "echt dufte, wa?").
© 2009-2025 Wolfgang Broemser
"Hallo Cäsar, in deiner
Truppe hätte ich mein
Sieger-Gen entdeckt,
hundertprozentig!"
                        
Verwandte Links:
saalburgmuseum.de
colonia3d.de
apx.lvr.de
ahrtal.de/roemervilla
strassen-der-roemer.eu
 
Kastellmauer schützte vor Germanen

Der Speicher diente zur Versorgung der Soldaten, die nach dem Fall des Limes das Kastell gegen die Germanen
verteidigen mussten. Zu diesem Zweck erbauten die Römer die jetzt freigelegte Kastellmauer aus Bruchsteinen 
und Tuffquadern, die von West nach Ost quer über das Gelände der ehemaligen Mälzerei verläuft. Sie ist eine der
letzten großen Bauten aus römischer Zeit. Auf den Resten der römischen Mauer wurde später die mittelalterliche
Stadtmauer errichtet, die komplett bis zum ersten Drittel des 19. Jahrhunderts überdauerte. Der englische Jahr-
hundertmaler William Turner malte noch ihren rheinseitigen Teil.